Schreckliche
Geräusche dringen an mein Ohr. Autoreifen quietschen, erschreckte Menschenschreie und ein Hund
heult auf.
Ich
renne auf die Straße. Ein schwarzer Hund mit weißem Latz auf der Brust, weißen
Pfötchen und einer weißen Schwanzspitze sei von einem Auto erfasst und in die
Luft geschleudert worden.
Darauf
sei der Hund, wie der Blitz, über die Wiese weggelaufen. Richtung Wald. Kein
Zweifel, das ist Cimba, mein Hund. Er ist noch jung und ich habe einen Moment
nicht aufgepasst.
Von
den Herumstehenden wird mir erklärt, dass Hunde, und auch Katzen, werden sie
angefahren, erst mal weglaufen um sich zu verkriechen. Die meisten verbluten da
an ihren inneren Verletzungen und werden irgendwann tot aufgefunden.
Diese
Horrorvision vor Augen gibt mir immense Kräfte. Ich suche stundenlang im Wald,
in den umliegenden Maisfeldern. Mir fällt der berühmte Heuhaufen ein. Es ist
sinnlos.
Da
gibt es doch eine Frau, von der man sagt sie hätte hellseherische Fähigkeiten.
Wer weiß, vielleicht ist doch was dran? Und ich in meiner Not. Ich ruf einfach
an. Kurz erklärt. Sie sagt: „Ich ruf dich in zehn Minuten zurück. Solange
brauche ich um etwas zu sehen.“ Voller Zweifel leg ich den Hörer auf.
Und
warte ...
Die
zehn Minuten sind vorbei. Oh Gott, die hat nichts gesehen. Daran hab ich
sowieso nicht geglaubt.
Da
fall ich auf die Knie, falte meine Hände und bitte aus tiefster Seele:
„Heiliger Antonius, du Patron derer, die Verlorenes wieder finden möchten,
bitte hilf. Wenn ich meinen Cimba wieder habe, hole ich mein ganzes Geld, was
ich auf meinem Sparbuch habe und werfe es in den Opferstock. Für die Armen.
Amen.“
Da
klingelt das Telefon. Die Hellsichtige: „Du, dein Hund ist nicht tot, er ist
nicht einmal verletzt. Er hat nur einen
Schock. In der nächsten Viertelstunde kommt er.“
Wenn
das nur stimmt. Ich gehe raus auf die Wiese, setze mich ins Gras und warte. Da
stürmt mit einem Mal, von hinten, etwas Schwarzes auf mich zu. Springt mich an,
wirft mich um.
Cimba
ist wieder da. Freudentränen kullern. Wir toben auf der Wiese und sind wie
erlöst. Und weil wir so erlöst sind fällt mir auch gleich das Lösegeld ein.
Bei
der Übergabe, am Opferstock, schau ich zu meinem Heiligen hinauf und weil
keiner mithört flüstere ich ihm zu. „Du heiliger Antonius, wenn du wieder
einmal Geld brauchst, dann entführ bitte nicht meinen süßen, lieben Cimba,
sondern das fette, ständig fauchende Monster von nebenan. Amen.“
(Wally Lindl, 11.01.2010)
*****
Ich möchte
mich vielmals bei Wally Lindl bedanken, dass ich ihre Gedichte und
Geschichten auf meinem Blog veröffentlichen darf.
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