Daisy
und Olaf: Der Anfang – Weihnachtsgeschichte
„Wir
werden für immer zusammen sein!“ Olaf sah Daisy tief in die Augen. „Das
verspreche ich dir!“
Die
Beiden saßen am See und sahen den Enten beim Schwimmen zu. Daisy legte ihren
Kopf an Olafs Hals.
„Ich
hoffe du hast Recht.“
Ein
Rufen unterbrach die romantische Stimmung. „OLAF komm hier her!“
„Ich
muss gehen“, seufzte Olaf. „Aber morgen sehen wir uns wieder.“
Er
rieb seine Nase an ihrer und lief dann schnell zu seinen Menschen hin.
Daisy
sah zu, wie diese Olaf anleinten und mit ihm Richtung Parkausgang strebten. Ein
kurzer Blick von Olaf und ihr kleines Herzchen hüpfte wie wild herum.
Daisy
war wieder alleine im Park. Wie gerne hätte sie auch eine Familie. Am liebsten
natürlich, die von Olaf. Dann würde sie für immer den ganzen Tag mit ihm
zusammen sein können.
Vor
einigen Jahren hatte auch sie eine Familie gehabt. Allerdings war es ihr dort
nicht gut gegangen. Ihr Herrchen hatte immer nach Alkohol gerochen und wenn er
dann ganz doll betrunken gewesen war, hatte er nicht nur seine Familie
geschlagen, sondern auch Daisy getreten und dann draußen an die Hundehütte
gekettet.
Es
war November und das Wetter entsprechend kalt. Daisy machte sich auf den Weg zu
ihrer kleinen Behausung. Sie wohnte seit mittlerweile 3 Jahren in einem kleinen
Holzschuppen, der verlassen am Ende das Parks stand. Vor 3 Jahren war sie von
ihrer damaligen Familie weggelaufen, nachdem auch ihr Frauchen und die Kinder
vor dem gewalttätigen Mann geflohen waren. Zwei Tage hatte sie es ausgehalten,
dann war auch sie weggerannt. In diesen zwei Tagen hatte er all seine Wut an
ihr ausgelassen. Dass sie damals überlebt hatte, war ein Wunder gewesen.
Somit
lebte sie in diesem Holzschuppen und ging jeden Tag ihre Runden durch den
kleinen Park. Hier fand sie in den Mülleimern meist genug Fressen und manch
Mensch brachte ihr auch so etwas zu Fressen vorbei. Mittlerweile kannten die
meisten Besucher die kleine strubbelige Daisy. Schön war sie noch nie gewesen,
aber mittlerweile war ihr Fell ständig dreckig, viel zu lang und total
verzottelt. Aber das störte sie nicht, sie war frei und keiner tat ihr mehr
weh.
Jeden
Tag kamen andere Hunde an den See. Manchmal alleine, wie sie es war, meistens
aber mit ihren Menschen, die mit ihnen Spazieren gingen. Daisy kannte jeden
Hund. Mit vielen hatte sie Freundschaft geschlossen. Dann war Olaf aufgetaucht.
Ein stattlicher Boxer in den besten Jahren. Er sah wunderschön aus. Sein Fell
glänzte immer, egal wie das Wetter draußen war. Jeden Tag kam die Familie mit
ihm an den See. Am Anfang hatte sie sich total zickig gegenüber Olaf verhalten,
doch aufgeben war für ihn nicht in Frage gekommen. So hatte er Daisys Herz
gewonnen. Jeden Tag besuchte Olaf sie und Daisy liebte diese Zeit mit ihm am
See.
Daisy
ging ihre kleine Runde durch den Park um noch einen Abendsnack zu finden und
zog sich dann in ihre Behausung zurück. Sie legte sich gemütlich auf die
Decken, die sie nach und nach zusammengesucht hatte und kaute genüsslich auf
dem Brot herum. Jetzt wo noch Schule war, fand sie immer wieder Pausenbrote von
den Kindern. Die waren immer sehr lecker. Dick belegt mit Wurst oder Käse,
manchmal auch mit irgendetwas Süßem. Mit einem guten Mahl im Bauch wickelte sie
sich in die Decken ein und war auf der Stelle eingeschlafen.
Die
Nacht über war Schnee gefallen und Daisy tapste kleine Muster in das unberührte
Weiß. Ihr Magen knurrte und sie machte sich auf den Weg, um etwas zu Fressen zu
holen. Da sie wusste, dass der Bäcker direkt gegenüber vom Park ihr immer
wieder etwas zusteckte, machte sie sich auf dem Weg zu ihm. Gerade, wenn es
kalt wurde und der erste Schnee fiel, wurde es schwer noch gutes Fressbares zu
finden. Hier half ihr aber immer wieder der liebe Bäcker aus der Patsche. Sogar
der Metzger steckte ihr ab und an mal ein Würstchen zu. Auch durfte sie sich
hin und wieder an den Schlachtabfällen bedienen.
Obwohl
es bitterkalt war, saß Daisy schon pünktlich, wie jeden Nachmittag, am See und
wartete auf Olaf. Die Rathausuhr zeigte drei Uhr an und sie schielte zum
Eingang. Es kam aber kein Olaf. Die Zeit verstrich und Daisy wurde unruhig.
Warum tauchten die Menschen mit Olaf nicht auf? Von einem Urlaub hatte er
nichts gesagt, auch ein Arzttermin stand nicht an. So etwas erzählte er Daisy
sofort, damit sie wusste, wenn er mal nicht auftauchte. Es musste etwas
passiert sein!
Sie
wartete bis es dunkel wurde, aber kein Olaf tauchte auf. Daisys kleines
Herzchen zog sich schmerzhaft zusammen. Ohne sich auf die Suche nach etwas
Fressbarem zu machen, verzog sie sich in ihren kalten Schuppen. War dieser ihr
immer, trotz des Verfalles, sicher und heimelig vorgekommen, so sah sie ihn,
wie er war: Kalt, alt und leer.
Auch
die nächsten Tage tauchte Olaf nicht auf. Jeden Tag saß Daisy am See und
wartete. Sie lief immer wieder zu den Straßen, die um den kleinen Park führten,
doch auch hier war keine Spur von Olaf. Jeden Hund, der hier täglich auftauchte
und Daisy und auch Olaf kannte, fragte sie aus. Keiner von ihnen hatte Olaf
gesehen. Und das Schlimmste war, Daisy wusste auch nicht, wo die Menschen von
Olaf wohnten. Noch nicht einmal dort konnte sie nachschauen gehen.
Daisys
Hoffnung sank immer mehr. Eine Woche war vergangen und ihr Olaf war nicht mehr
zu ihr zurückgekommen. Die alte Dogge Max, die nur noch selten mit seinen
Menschen zum See kam, trat zu Daisy. „Ich habe gehört du suchst Olaf, den
Boxer.“
Daisys
kleiner Kopf fuhr mit einem Ruck auf. „Ja, das stimmt! Hast du ihn gesehen?“
„Sie
haben im Nebenhaus gewohnt.“
„Haben??“
„Ja.
Vor einer Woche kam ein großer Wagen. Dort haben sie ihre Sachen reingepackt
und sind dann mit ihrem Auto, ihrem Sohn und Olaf auch weggefahren. Seither
steht das Haus von ihnen leer.“
„Wo
wohnte er?“ Daisys Knopfaugen füllten sich mit Tränen.
„Hintergasse
3.“
„Danke“,
dann drehte sich Daisy um und machte sich auf den Weg zu Olafs altem Zuhause.
Sie würde ihn suchen, sie würde ihn finden. Und wenn es das das Letzte war, was
sie in ihrem Leben machen würde ...
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