… oder Welpenmafia, oder was?
Nachdem Finja über die Regenbogenbrücke
gegangen ist, bin ich inzwischen mit der Situation, allein mit Elisa zu sein,
zufrieden. Elisa vermisst ihre Fellschwester, die sie zu Lebzeiten öfter mal
gewaltig genervt hat, jedoch sehr. Also habe ich mich entschieden, doch wieder
einen Zweithund ins Haus zu holen. Mit diesem Entschluss begann eine
abenteuerliche Reise.
Eigentlich suche ich eine Hündin, die
bereits ein paar Jahre alt ist und charakterlich gut zu Elisa passt. Und „die
Neue“ sollte in etwa die gleiche Größe haben wie Elisa. Das wäre für Elisa
besser und für mich kommt aus verschiedenen guten Gründen kein großer Hund mehr
infrage, obwohl ich eigentlich große Hunde lieber mag. Bereits 2007, als ich
Finja holte, stand für mich fest, sie wird mein letzter großer Hund.
Meine ersten Überlegungen führten mich
also zu verschiedenen Tierschutzorganisationen, in der Hoffnung eine einsame
Seele zu finden, die ein warmes Körbchen und Liebe sucht. Nun ist es aber so,
dass nur wenige kleine (nicht junge) Hunde zur Vermittlung stehen, die Mehrzahl
der einsamen bellenden Vierbeiner ist mittelgroß, groß oder sehr groß. Bisher
wurden alle kleinen Hunde, für die ich mich interessierte, an andere Interessenten
abgegeben, mir wurden nur wiederholt große Hunde angeboten, die ich schnell
hätte übernehmen können.
Noch habe ich die Hoffnung in Richtung Tierschutz
nicht aufgegeben, sehe mich weiter um, aber ich suche auch in Anzeigenportalen
im Internet, ob ich vielleicht von Privat einen Hund bekommen kann, der
umständehalber ein neues Zuhause braucht. Bei dieser (Umkreis-)Suche stieß ich
gestern zufällig auf eine Anzeige: Süße
Chihuahua Welpen suchen ein Zuhause – Zu verschenken. Nanu, dachte ich mir, da ist doch wohl irgendetwas
schiefgelaufen, kein Mensch verschenkt Chihuahua-Welpen. Also sandte ich eine
Mail an den Anbieter, ob diese Anzeige so seine Richtigkeit hätte.
Die erste Antwort kam innerhalb weniger
Minuten. Mir wurde geschrieben, dass sie eine amerikanische Familie mit 3
Kindern seien, die nur vorübergehend in Europa war und nun in die USA
zurückkehren würde. Deshalb würden sie die Welpen, 10 Wochen alt, geimpft und
entwurmt, gegen eine Gebühr von 200 Euro (incl. EU-Heimtierausweis) abgeben wollen.
Eine Menge Fotos von den Welpen war beigefügt und ich solle doch schreiben,
für welchen ich mich interessiere.
Bis hierhin dachte ich noch, das könnte
in Ordnung sein. Da der angegebene Wohnort nur ca. 30 km von mir entfernt war,
war ich bereit hinzufahren, mir die Welpen, die Hündin und das Umfeld anzusehen
und mich dann zu entscheiden. Also schrieb ich, dass mich die 4 weiblichen
Welpen interessieren würden, aber für mich weniger das Aussehen, als vielmehr
der Charakter bei der Wahl entscheidend sein würde. Für Elisa suche ich eine
Fellschwester, die ruhig, ausgeglichen und nicht dominant ist.
Bei der dann folgenden Antwort konnte
ich kaum glauben, was mir geschrieben wurde. Mal abgesehen davon, dass mir zu
einer bestimmten der Hündinnen geraten wurde, weil diese einen entsprechenden
Charakter zeige, wie ich ihn suche. Darüber hinaus hieß es auf einmal, die
Familie wohne in Frankreich, die Mutter habe dort vorübergehend als Ärztin
gearbeitet. Wenn ich den Welpen haben wolle, solle ich Namen und Anschrift
sowie den nächstgelegenen Flughafen angeben. Der Hund würde umgehend
reisefertig gemacht, mit dem Flugzeug aus Frankreich eingeflogen und mir dann
an die Haustür geliefert!!!
Bei den Worten „Flug“ und „Lieferung“
war für mich sofort klar, dass ich so etwas niemals machen würde. So etwas
unterstütze ich einfach nicht. Hinzu kommt noch, dass ich weiß, Welpen, die die
15. Lebenswoche noch nicht vollendet haben, dürfen nicht einfach so nach
Deutschland importiert werden. Genau dies gab ich als Grund an, als ich dem
Anbieter sofort eine Absage sandte.
Erneut nur wenige Minuten später kam die
nächste Antwort, in der es hieß: „Nein, das ist nicht wahr. Ich habe
Leute, denen ich in Deutschland Welpen geschickt habe, ich kenne dein Problem. Das
Problem ist, wenn der Welpe gegen Tollwut bei 12 geimpft wird, kann der Welpe
nicht transportiert werden, bis nach 3 Wochen, die es 15 macht. Aber der Welpe
ist noch nicht gegen Tollwut geimpft, also musst du Velma in Deutschland okay
machen.“ Ich benötigte nur wenige
Sekunden, um nochmals eine Absage zu mailen. Danach kam glücklicherweise keine
weitere Mail mehr vom Anbieter.
Als nächstes schaute ich noch einmal in
das Anzeigenportal, in dem ich das Welpenangebot gefunden hatte. Ich
beschränkte meine Suche diesmal nicht auf meine nähere Umgebung, sondern suchte
bundesweit. Dabei fand ich 9 (!) Anzeigen mit ähnlichem Text und teilweise
gleichen Fotos, die Standorte über das gesamte Bundesgebiet verteilt.
Danach nahm ich mit dem Tierschutz
Kontakt auf, um von dieser Erfahrung zu berichten. Leider fühlte sich niemand
zuständig, ich wurde an das Veterinäramt in meinem Wohnort verwiesen. Dort rief
ich sofort an. Ich bekam ein paar Informationen zum Welpenkauf (die mir vorher
schon bekannt und klar waren) und den Hinweis, zuständig sei das Veterinäramt
in dem Ort, der in der Anzeige angegeben war. Mir wurde aber auch gleich dazu
gesagt, dass es so gut wie unmöglich sei, etwas gegen diesen Anbieter zu
unternehmen. Bei dem zuständigen Veterinäramt konnte ich niemanden erreichen
und gab an dieser Stelle auf.
Heute ist die Anzeige, auf die ich
zuerst aufmerksam wurde, gelöscht, aber 5 Anzeigen mit den Standortangaben
Berlin, Stuttgart, Nürnberg, Pottenstein und Hannover sind noch aktiv.
Vermutlich werde ich niemals erfahren,
ob hier ein skrupelloser Welpenhändler versuchte seine „Ware“ an Abnehmer zu
bringen oder ob überhaupt keine Hunde im Spiel waren und es sich schlichtweg
nur um eine Betrugsmasche handelte, um Geld von gutgläubigen Leuten abzuzocken.
In erster Linie tippe ich darauf, dass
es eine reine Betrugsmasche war, mit der Menschen um ihr Geld gebracht werden
sollen, aber ich kann mir z. B. auch vorstellen, dass (viel zu junge, aus einer
Wurffabrik stammende) Welpen längst illegal nach Deutschland importiert wurden
und dann, kommt ein Kauf zustande, einfach in einem Pappkarton bei Käufern
abgeliefert werden. Inzwischen gibt es viele Menschen, die informiert sind,
dass man Welpen nicht auf Märkten, an Straßenecken oder aus Kofferräumen auf
einem Autobahnparkplatz kaufen darf. Die Händler der Welpenmafia suchen also
vielleicht neue Wege um „die Ware Hund“ zu verkaufen.
© Isa of Mayflower
15.08.2017 - Nachtrag:
Ich habe heute erneut nach dieser Art Anzeige gesucht. Mit der gleichen Masche werden diverse Hunderassen in einer Vielzahl von Anzeigen mit Ortsangaben verteilt über ganz D angeboten. Bei einer Probeanfrage bekam ich erneut eine ähnliche Antwort, wieder soll ein angeblicher Welpe aus Frankreich geschickt werden.
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