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Dieser Blog soll nicht nur eine Sammlung sein für alle, die wie ich Gedichte, Texte und einfach alles zum Thema Hund mögen, sondern auch eine Anerkennung für alle Autoren und Künstler, die uns mit ihren Werken große Freude bereiten, manchmal Trost spenden oder uns die Augen öffnen möchten für Missstände.

This blog is not only a collection for all of you who, like me, love poems, texts and simply everything about dogs, it is also intended to give recognition to all authors and artists who with their work give us great pleasure, sometimes solace and who also want to open our eyes to the abuse and neglect of animals.

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Ausgenommen meine eigenen Arbeiten, unterliegen alle in dieser Sammlung veröffentlichten Gedichte, Zitate, Geschichten etc. dem Urheberrecht des jeweiligen Verfassers. Leider ist mir dieser in den wenigsten Fällen bekannt. Ich möchte mich bei allen Autoren entschuldigen, die ich nicht namentlich erwähnt habe. Ich arbeite daran, die Autoren zu finden. Wer hier einen eigenen Text findet, dem wäre ich für eine Nachricht dankbar. Ich werde dann einen entsprechenden Hinweis (und/oder Link) ergänzen oder den Text umgehend entfernen.
Das Urheberrecht für meine eigenen Texte, Fotos und selbst erstellten Grafiken liegt allein bei mir. Kopieren oder jegliche Art von Weitergabe oder Veröffentlichung ist untersagt.

Copyright for all published poems, stories, quotes belongs to the respective author. Usually I don’t know the authors of the material and I would like to apologize to any authors who I don’t mention. I’m working to find the writers. If you do find your own work here, I would be grateful for an appropriate message. Then I’ll add a note (and/or a link) or will remove the text immediately. I look forward to hearing from you.
Copyright for my own writings, photos and graphics: Isa of Mayflower. Copying, spreading or any type of publication is prohibited.

2015/12/16

Ankas letzter Traum

Durch das Blätterdach zaubert die Sonne ein faszinierendes Licht- und Schattenspiel auf den Waldboden. Im  Zickzackkurs läuft ein blaugrau gefärbter Kleiber kopfvoran einen dicken Eichenstamm hinunter. Eifrig sucht er in  den Ritzen und Spalten der Borke nach Käfer und Raupen. Plötzlich erstarrt er in der Bewegung: eine kleine Regung  am Fuße des Stammes weckt sein Interesse. Neugierig mustern seine braunen Augen das große schwarze Etwas.
 
Anka liegt zusammengerollt auf der Erde und döst vor sich hin. Eine vorwitzige Hummel hat sich auf ihrem Behang niedergelassen. Das Zucken, das die Aufmerksamkeit des Kleibers erregte, überzeugt das Insekt, sich einen ruhigeren Landeplatz zu suchen. Geduldig wartet die Hündin.
 
In der Nacht war ihre Familie aufgebrochen, um zu Etwas zu fahren, das sie `Urlaub´ nannten. Anka wußte nicht, was `Urlaub´ war, aber sie fuhr sehr gerne Auto. Als Rudolf, so wurde das Familienoberhaupt genannt, gegen Morgen anhielt und mit ihr in den Wald ging, war sie schon fast ein bisschen mit ihm ausgesöhnt. Nicht, das Rudolf böse zu ihr war! Doch seit Anka vor gut einem halben Jahr zu ihrer neuen Familie kam, spürte sie, das Rudolf sie nicht sonderlich mochte. Besonders, wenn er bei schlechtem Wetter mit ihr Gassi gehen sollte. Fast im Dauerlauf zog er sie über die `Hundewiese´ im Park. Nicht einmal in Ruhe lösen konnte sie sich. Von dem Aufnehmen und Sortieren der Gerüche ganz zu schweigen. So kam es, dass sich Anka die meiste Zeit in ihrem Körbchen und in den Träumen von vergangenen Tagen verkroch. Von den Wäldern und Wiesen, die sie mit ihrem früheren Herrchen durchstreifte! Die so herrlich nach Wildtieren dufteten. Davon war ihr nur noch die Hundewiese geblieben, die nach den Hinterlassenschaften der vielen Hunde des Viertels roch. Und das kleine Häuschen auf dem Lande mit dem großen Garten war einem Reihenhaus mit Terrasse in der Stadt gewichen.

Mit all dem hätte sich Anka noch abfinden können, wenn sie in ihrem jetzigen Zuhause die Liebe und Anerkennung gefunden hätte, die sie von ihrem alten Herrchen gewohnt war. Am Anfang, als sie nach dem Tod ihres Herrchens zu der neuen Familie gekommen war, hatte es sich ganz gut angelassen. Ewald, das jüngste Familienmitglied tollte nach der Schule viel mit ihr auf der Hundewiese herum. Bis ihm Etwas, das er `Fußballspielen´ und `Skateboardfahren´ nannte, wichtiger wurde. Auch Silke nahm sie oft mit zu ihren Freundinnen und Anka genoss die Streicheleinheiten, die ihr die Mädchen mit manchem Leckerbissen zukommen ließen. Aber in der letzten Zeit war Silke nur noch kurz da. Meistens holte sie ein Junge ab, der mit ihr in die `Disco´ ging. Und Frauchen, die Tochter ihres alten Herrchens, hatte ebenfalls nicht viel Zeit für sie. Halbtags ging sie alleine weg, ‚arbeiten‘ nannte sie es. Und nachmittags machte sie den Haushalt.
 
Heute schien es jedoch wie in alten Zeiten zu werden. Nach der stundenlangen Autofahrt hatte Rudolf angehalten und sie in diesen Wald geführt. Hier ist ihr alles vertraut: der Geruch von verrottendem Laub und Harz, der Duft von Reh, Sau und Fuchs. Anka konnte gar nicht genug Gerüche aufnehmen. Als Rudolf sie schließlich mit dem Kommando `Platz´ ablegte und festband, war auch dies für sie nicht ungewöhnlich. Auch ihr früheres Herrchen hatte sie öfters abgelegt. Manchmal, nach einem Schuss, hatte er sie abgeholt.
Auf, altes Mädchen, es gibt Arbeit für dich“, hatte er sie dann begrüßt.
Anka wusste, was er von ihr erwartete. Eifrig hatte sie sich in den Riemen gelegt und ihn zu dem beschossenen Wild geführt. Was war das für eine Freude, wenn sie von ihrem Herrchen gelobt wurde und von dem noch warmen Fleisch einen kleinen Happen bekam. In der Erinnerung daran, klopft ihre Stummelrute leicht auf den Waldboden. Vielleicht wird nun doch alles gut?!!
 
Eine Schule Eichelhäher hat sie entdeckt und lässt sich in dem Geäst der umstehenden Bäumen nieder. Schimpfend alarmieren sie den restlichen Wald über den neuen Bewohner. Verärgert schaut Anka auf. Es sind wirklich lästige Gesellen. Aus Erfahrung weiß sie, dass Nichtbeachtung das Interesse der Häher bald auf etwas Neues lenken würde.
 
Die Sonne steigt höher. Anka legt sich auf die Seite und streckt sich aus. In der hochsommerlichen Hitze bekommt sie allmählich Durst. Aber Rudolf wird sicher bald zurückkommen.
 
Am späten Nachmittag setzt sie sich auf und sucht den Wald mit den Augen ab. Eichhörnchen huschen keckernd im wilden Spiel die Stämme hoch und herunter. Eine Straße der roten Waldameisen verläuft in ihrer Nähe und die tausendfachen Schritte der fleißigen Insekten lassen leise das trockene Laub vom Vorjahr rascheln. Eine Brise trägt ihr das ständige Rauschen der viel befahrenen Autobahn zu. Sie hebt ihre Nase in den Wind. Neben dem schwachen Geruch der Autoabgase, dem kräftigen Geruch des Waldes, nimmt Anka den süßen, verführerischen Duft von Rehwild wahr. Aufgeregt trippelt sie mit den Vorderpfoten. Von Rudolf sieht sie nichts! Langsam wird ihr Durst unerträglich. Mit einem Seufzer rollt sie sich wieder zusammen.
 
Mit Einbruch der Nacht kommen die Stechmücken. Gierig umschwirren sie Ankas Kopf. Stechen sie in die dünn behaarten Stellen.
 
In der Nacht nimmt sie den stechenden Geruch von Schwarzwild auf. Wachsam beobachtet Anka die dunklen Schatten. Sie weiß aus Erfahrung, dass das gefährliche Gegner sind. Grunzend, den Boden mit ihrem Gebrech auf der Suche nach Eicheln und Würmern umpflügend, kommen sie näher. Plötzlich verharren sie. Der schwache Sommerwind hat ihnen den Geruch des Hundes zugetragen. War es nur Vorsicht, oder der Menschengeruch, der noch an Anka haftet? Mit einem warnenden Blasen und lautem Quieken schlagen sie die entgegengesetzte Richtung ein.
 
Bei Sonnenaufgang zerrt Anka an der Leine! Das Leder gibt nicht nach. Wütend schnappt sie danach. Doch sie erinnert sich an den Klaps, den sie von ihrem früheren Herrchen bekam, als sie es als Welpe versuchte. Unruhig läuft sie in dem ihr verbleibenden Spielraum hin und her.
 
Schon zeitig brennt die Sonne herunter. Selbst das Blätterdach des Waldes kann die Hitze nicht lange abhalten. Um die Mittagszeit hört Anka menschliche Stimmen. Die Sehnsucht nach Gesellschaft und der Durst lassen sie nun doch die Leine durchbeißen. Im Galopp rennt sie den Weg zurück, den sie mit Rudolf gekommen war. Auf dem Parkplatz steht der Wagen einer Familie, die gerade Rast macht. Es ist nicht ihre Familie! Verunsichert bleibt Anka stehen.
„Papa, schau‘ mal, ein Hund“, ruft ein kleines Mädchen, als es Anka entdeckt.
Der Geruch von belegten Broten und Eier lassen Anka das Wasser im Maul zusammenlaufen. Speichel tropft herunter.
„Geh‘ nicht hin“, ermahnt der Mann das Kind. „Vielleicht ist er krank und beißt!“
Er nimmt einen Stock auf.
„Los, geh weg! Husch, verschwinde!“
Langsam geht Anka einige Schritte rückwärts und bleibt wieder unschlüssig stehen. Der Mann nimmt eine leere Coladose und wirft sie nach ihr. Erschreckt jault Anka auf und springt zurück in den Wald. Erst als sie Wasser riecht, hält sie an und folgt dem Geruch. Sie findet eine Suhle. Gierig schlabbert sie die schlammige, warme Brühe und kühlt sich ab. Ihr Durst ist nun gestillt, nun meldet sich der Hunger. Sie streift durch den Wald. Die frische Fährte eines Fuchses sticht ihr in die Nase. Jagdeifer packt sie. Spurlaut folgt Anka dem Geruch. Aufgeschreckt flitzt der rote Freibeuter durch den Wald. Am Rande einer Lichtung hat sie ihn eingeholt. Gekonnt greift sie ihn. Zwei, drei Mal schlägt noch die buschige Lunte, dann haucht er sein Leben aus.
 
Kurz verschnauft Anka neben ihrer Beute, ehe sie den Fuchs aufnimmt. Stolz tritt sie mit ihm auf die Lichtung hinaus. Wie würde sie von Herrchen gelobt werden! Doch Herrchen ist nicht da! Wem soll sie den Fuchs bringen? Ratlos läuft sie einige Schritte in verschiedene Richtungen. Dann legt sie den Fuchs auf den Boden, bewindet ihn nochmals, ehe sie gedrückt in den Wald zurückkehrt.
 
Anka ahnt nicht, dass sie beobachtet wurde.
 
Auch am kommenden Tag findet sie nichts Fressbares. Ein Rehbock springt vor ihr ab. Für einen kurzen Moment will sie ihn jagen, aber Herrchen hatte es ihr verboten.
 
Die Nacht verbringt sie wieder am Fuße der Eiche, an der noch die Reste der Leine hängen.
 
Am Morgen würgt sie der Hunger. Anka spürt, wie sie immer schwächer wird. Heute muss sie etwas zum Fressen finden, sonst wird sie verhungern. Vormittags macht sie einen Hasen hoch, der sich in seiner Sasse sonnt. Etwas später, nach einem gewaltigen, gesprungenen Haken, hat sie seine Spur verloren. Verbissen sucht Anka, bis sie die Fährte wiederfindet. Weiter geht die wilde Hatz! Langsam verliert der Hase an Kraft und Anka holt auf. Mit einem riesigen Satz fängt ihn Anka. Durch ihren Schwung überschlägt sie sich mit ihrer Beute. Heißhungrig macht sie sich über den Hasen her. Vergessen sind die Verbote ihres Herrn. Das warme Fleisch bedeutet Überleben!
 
In den nächsten Wochen entwickelt sich Anka zu einem sehr geschickten Jäger. Rehe, Hasen, Kaninchen und Fasanen werden ihre Beute. Selten geht sie hungrig schlafen. Gelegentlich träumt sie noch von ihrem ersten Herrn. Spürt dabei, wie er sanft ihren Kopf krault, kräftig den Rücken kratzt, ihr die lästigen Zecken absammelt. Manchmal träumt sie auch, wie er nach dem Gewehr greift, nach ihr pfeift und sie ihn in das Revier begleitet.
 
Wieder einmal streift sie durch den Wald. Sie spürt nur einen harten Schlag, der sie zur Seite wirft. Kraftlos bewegt sie noch ihre Beine. Die braunen Augen verschleiern sich, als sie erst leise, dann immer lauter die Stimme ihres vertrauten Herrchens hört.
„Komm‘ Anka! Auf altes Mädchen, es geht wieder raus ins Revier!“
Und sie sieht ihn, wie er nach ihrer Leine und seinem Gewehr greift. Freudig bellt sie ihm zu und umspringt ihn. Sie wird ihm folgen, so wie sie es immer getan hat! So ist es gut!
 
Traurig schaut der Mann auf den Hund. Es war einmal eine schöne, schwarze Drahthaar-Hündin gewesen. Jetzt ist ihr Fell lehmverkrustet, ungepflegt und voller Zecken. Tiefes Mitleid mit der armen Kreatur und Wut auf die Menschen, die sie zu so einem Leben verdammt haben, überfallen ihn. Nie wird er den Anblick vergessen, wie sie stolz den Fuchs apportierte! Und niemand war da, der sich mit ihr freute! Aber ebenso wenig kann er den Anblick des gerissenen Wildes vergessen, das er gefunden hat.
„Wenigstens hab‘ ich dich nicht unnötig leiden lassen“, murmelt er leise, während er ihr noch einmal über den edlen Kopf streicht.
 
Langsam macht er sich an die Arbeit und hebt eine Grube aus. Hier, im Wald, ist der richtige Platz für den letzten Schlaf eines guten Jagdhundes.
 
(Autor unbekannt)

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